VI.
Papier/Geld und Familiengeschichte
Allgemein
Für Familien spielen die öffentlichen Finanzen eine besondere Rolle. Schon im Altertum wurde bei den Preisen stark manipuliert. So versuchte schon Diokletian (röm. Kaiser 284 bis 305 n.Chr.) die Preise durch einen Preisstopp zu bremsen, was auch nur einen begrenzten Erfolg hatte.
Neue, ungeahnte Möglichkeiten zu Manipulation und Missbrauch brachte die Erfindung des „Papiergeldes“, das in Europa zuerst in Frankreich mit den sogenannten Assignaten eingeführt wurde.
Abbildung 1 :
„Assignat“ gemäss Loi du 23.Mai 1793
Das Deutsche Kaiserreich mit seiner Goldwährung - das Papiergeld konnte jederzeit in Goldmünzen umgetauscht werden – brachte eine grundsätzlich stabile Entwicklung und keine Möglichkeit zur Manipulation.
Trotzdem kam es auch zu merklichen Preissteigerungen.
Abbildung 2:
Postkarte von 1910
-Steigerung der Brot- und Fleischpreise von 1891/1910
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Bei Ausbruch des Krieges wurde die Goldeinlösungpflicht aufgehoben.
Die Kosten des verlorenen Krieges und die Ruhrbesetzung wegen angeblich rückständiger Reparationsleistungen führten zur Superinflation, so dass auch die angesparte Zusatzalterversorgung meiner Großeltern - jeweils über 10.000,-- Reichsmark (etwa der Wert eines Hauses) - verloren war.
Abbildung 3 :
1.000,-- RM – Note von 1910 meines Großvaters
3 –
Das Einsammeln der umlaufenden Goldmünzen wurde u.a. dadurch forciert, dass Schulkinder bei Abgabe von Goldmünzen schulfrei erhielten, wie mein Vater mir erzählte.
Bei Abgabe von Goldmünzen erhielt der Betreffende eine Eisenmedaille.
Abbildung 4
-Eisenmedaille von 1916 und Münze von 1923 -50 Mio.
Die Weimarer Republik musste das unsolide, verlogene Verhalten des Kaiserreiches ausbaden.
Abbildung 5 - Geldschein von 1923 (Vorder – und Rückseite)
Unterschrift vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad
Adenauer, dem späteren Bundeskanzler
Die Nazis pumpten hemmungslos Geld in die Wirtschaft und finanzierten ihre Aufrüstung vor allem durch die MeFo- Wechsel. Diese Pseudo-Firma (Metallurgische Forschungsanstalt) akzeptierte die Wechsel, die dann von der Deutschen Reichsbank angekauft wurden. Die verschleierte Finanzierung der Aufrüstung hätte 1939/40 zum Staatsbankrott geführt, aber Hitler brach dann den Krieg vom Zaume.
Das Fachwissen kam von Hjalmar Schacht (1877 - 1970), der bereits 1923 zum
Präsidenten der Reichsbank ernannt wurde; er trat am 7.3.1930 zurück, bevor das Deutsche Reich im
Juli 1931 seine Zahlungsunfähigkeit erklärte.
Als Schacht ein Ende dieser
Finanzierung wegen drohender Inflation einmahnte,
Grundsteilegung für den Erweiterungsbau
Reichshauptbank Berlin 5.5.1934
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Aus diesen Erfahrungen wurden die richtigen Konsequenzen gezogen. Der Deutschen Bundesbank wurde eine starke Unabhängigkeit
eingeräumt, wobei sie einerseits die Wirtschaftspolitik unterstützen sollte,
andererseits für die Währungsstabilität (mit)verantwortlich war.
Durch die EZB (
Europäische Zentralbank) ist ihre Position entscheidend aufgeweicht. Die
EZB schaltet sich stark in die Finanzierung der Staaten ein. Während man früher
noch neue Noten drucken musste, ist das durch das Giralgeld die
unsolide Finanzierung noch vereinfacht worden.
Unter dem
Schlagworten: Wir müssen Europa stärken und vorantreiben,
gehen die
betreffenden Staaten den schlechtesten Weg. Sie werfen „gutes
Geld dem schlechten nach“ bzw . verbrennen es. Zwischendurch wird
die Illusion genährt, dass die Bürgschaften nicht in
Anspruch genommen werden. Mit dem ESM steigt die deutsche Haftung aus
Hilfsfonds auf 310 Mrd. Euro. Hierbei sind Lasten in der Bilanz der
Bundesbank aus der Abwicklung des Euro-Zahlungsverkehrs Target von bald
700 Mrd.Euro nicht berücksichtigt.
Man soll sich auch
keine Illusion machen, dass private Schuldner bei einer
Währungsreform profitieren würden.
1948 gab es
beispielsweise bei der sogenannten Währungsreform die
„Hypothekengewinnabgabe – d.h. 9 / 10 der Hypothekensumme mussten an den
Staat gezahlt werden.
Abbildung 6 – Schreiben von 1953 wegen Hypothekengewinnabgabe
Eine Währungsunion
ohne begleitende Maßnahmen im Steuer-, Sozial- und sonstigen
Bereichen muss scheitern. Besonders
enttäuschend ist die Rolle der Banken, die ohne eigene Prüfung blind die Anleihen
der betreffenden Problemstaaten gekauft haben. Die
Euro-Währungsprobleme sind eine Folge der unsoliden öffentlichen Haushalte und
Banken (Basel II). Noch so große und viele Rettungsschirme werden
daran nichts ändern, sie verzögern und verschlimmern die Probleme
nur.
Der
Finanzwissenschaftler Professor Schmölders , Universität
Köln, hatte schon vor
über 50 Jahren in seinen Vorlesungen folgendes gesagt:
1. Es hat noch nie ein Staat seine
Schulden zurückgezahlt!
(Bestenfalls
Tilgung der alten Schulden durch Aufnahme neuer Schulden). Ich
habe schon viele Bundesregierungen gehört, die die
Neu-/Höherverschuldung beseitigen wollten. Es ist nie
erreicht worden. So plant der Bund, ab 2016 Schulden zu tilgen. Für
2012 bei exzellenter Konjunktursituation (mit entsprechend hohen
Steuereinnahmen) und extrem niedrigen Zinsen wird eine
Neuverschuldung von 32,1 Mrd. geplant. Ich biete Herrn
Schäuble eine Wette an, daß der Bund in 2016 eine wiederum merkliche
Höherverschuldung machen wird. Ende des ersten
Quartals 2012 belief sich die Verschuldung der öffentlichen Hand
auf 2042 Mrd. Euro (plus 2,1% oder 42,3 Mrd. Euro.)
2. Er hat auch auf die unterschiedliche Steuermentalität in Europa hingewiesen ( schlechte Steuermentalität im Mittelmeerraum, gute in Skandinavien). – Hauptursache für die staatlichen Defizite.
- hierzu: Schmölders, Günter: Finanzpolitik, 1965, insbesondere S. 322 ff -
Résumé:
Phrasen bringen nichts, man muß sich den Fakten stellen. Staaten haben immer die Finanzen manipuliert; Leidtragende sind die Bürger und Familien. Die jetzige finanzielle Manipulation ist wegen des Umfanges und Größe erschreckend. Bürgschaften werden erfahrungsgemäß früher oder später in Anspruch genommen.
Weitere Veröffentlichungen von Otto Enneper zu Bank/Finanzthemen:
1) Kreditbeurteilungen nach der Ertragskraft, in "Wertpapiermitteilungen" Nr. 25 vom 22.6.1968, Köln
2) Gewinne und Steuern von Sparkassen, in Bank-Betreib, Zeitschrift für Bankpolitik und Bankpraxis, Juni/ Juli 1966
3) Die Struktur der freien
Sparkassen, ebda November 1965
-Alle Rechte vorbehalten-