I a. Artikel zur Genealogie der Familien Enneper und Moll

I b. Schweinsberg aus Hessisch Lichtenau und Umgebung

I c. Herkunft der Familien Hol(l)stein aus Lichtenau

II. Professor Alfred Enneper

III. Postkarten:
Enneper, Halver, Iserlohn

IV. Propagandapostkarten
& Flugblätter

V. Militärische Ereignisse im Zusammenhang mit Enneper/Moll

VI. Geld & Familiengeschichte

VII. Wirtschafliche Entwicklung

VIII. Stiftung Sport Schwerte, Sportabzeichen

IX. Kontakt/Impressum

X. Links

Home

        

Kirchenstühle  in der evangelischen Kirche in Halver
nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1785

 

Für die Familiengeschichte finden wir in den Gemeindenarchiven – ausser den bekannten Kirchenbüchern - häufig weitere relevante Unterlagen. Erinnert sei hier an die Orgelspenderlistein Halver von 1652 / 53 ; siehe hierzu auch die Veröffentlichung im „Roland, Band 16, 2007, S. 48 ff“. Eine ähnlich ergiebige Quelle ist das Verzeichnis der Kirchenstühle der Halveraner Kirche aus dem Jahre 1785.
Diese Liste, die bisher noch nicht veröffetntlicht ist, wurde mir freundlicherweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.
Die evangelische Gemeinde in Halver – die Bevölkerung dieser Stadt war seinerzeit zu über 90% evangelisch – hatte in den Jahren 1773 / 1783 beschlossen, eine neue Kirche zu bauen. (Einzelheiten hierzu: Jung, Alfred: Die Christianisierung Halvers und die Baugeschichte seiner ältesten Kirchen,Halver 1975 S. 26 ff ).
„Gegenüber der (alten) gotische Kirche mit ihren 809 Sitzen weisen die Zeichnungen der neuen Kirche 404 im Erdgeschoss und  526 auf den  Emporen = 930 Sitze aus“.  In der neuen Kirche waren mehr Sitze als in der alten: das Konsistorium konnte also Sitze verkaufen, die nicht verkauften wurden verpachtet. (siehe Dresbach, Ewald -ehemals Pfarrer in Halver, Chronik und Urkundenbuch der Kirchengemeinde Halver, Elberfeld 1898, S. 191 ff).
Die Unbequemlichkeit und Enge und die damit verbundene Gefahr wurden erst 1960 durch neuere, bequemere Bänke mit grösserem Abstand beseitigt. Dadurch beläuft sich nunmehr die Zahl der Sitze auf 587.


I.     Allgemein  

Man muss wissen, dass die Kirchensteuer in Westfalen und Rheinland erst  1835  eingeführt worden ist. Vorher hatten sich die Kirchen - Gemeinden mit ihren vielfältigen Aufgaben durch Kollekten, Schenkungen usw finanziert und eben beim Kirchenbau auch durch einen Teil durch Verkauf von Kirchenstühlen.
Der Kirchenvorstand beschloss am 24.6.1777, dass man die Kirchensitze in drei Klassen einteilen und zu verschiedenen Preisen vermieten wolle.

Klasse 1: Diejenigen Sitze, welche nahe bei der Kanzel stehen und die den Prediger und den Altar sehen können.

Klasse 2: Diejenigen Sitze, die den Prediger auch sehen, aber doch entweder weiter weg und nicht gut auf ihren Ohren hören oder doch wegen Mangels des Lichts nicht sehen, oder die auf den Altar nicht sehen können.

Klasse 3: Diejenigen Sitze, die den Prediger überhaupt nicht sehen können.

Es werden bezahlt pro Sitz der 1. Klasse 3 Rtler,
                                         der 2. Klasse 2 Rtler und
                                         der 3.Klasse 1 Rtler.

Durch Spenden  - zwei Spendenlisten, die mir in  Kopie vorliegen, von 1.8.1777 und zwischen 1783 und 1786 – sind ca 3.800 Rtler aufgebracht worden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca 10.900 Rtler.
Es gab vermietete Kirchenstühle oder Erbstühle, die mit den Gütern oder Höfen aus dem Kirchspiel Halver erblich verbunden waren .Bei einem Erbstuhl war die Verfügungsgewalt so fest mit dem Grund und Boden verwurzelt, dass der Erbberechtigte nicht einmal der Parochie zu wohnen brauchte  (S. Hierzu Gerber, Werner: Erzählen von Hagens alten Familien, Hagener Heimatkalender 1966, 25 ff.- Gerber beschreibt die Verteilung der Kirchensitze  1749 in der alten lutherischen Kirche zu Hagen.)

Weitere  Beispiele:

1650               Gert, Herr zu Edelkirchen, hatte einen Kirchen-Sitz in Halver (Jung,Alfred, Halver und Schalksmühle, Altena 1978, S. 155)  

16.10.1689     Rittmeister Gerhard von Plettenberg verkauft  ein „Stück adlichen Bergeß“ und eine dreisitzige „Kirchenbank“  in der Halveraner Pfarrkirche für 85 Rtler.

Kaufbrief von Johann Henrich zur Niedern Ennepe (Ahn 256, 8. Ahnenreihe)
vom 9.2.1730 (Auszug):
 ... es werden verkauft Hof "zur niedern Ennepe betehend in Häuser, Hofe, Garten,
      Land, Wiesen und Berge, samt bleibenden Berechtigkeiten
      auf  Kirchenständen (Sitze)  und  Begräbnise   ..."

12.Merz 1758 Aus einem Testament aus der eigenen Familie wird zitiert:

                        „Wir Endts unterschriebene Anna Sybilla vom Walde, weylandt Johannes Enpers  nachgelassene wittibe, und Friedrich Eneper und Maria Chatarina Stichter, Eheleute andern Theils: Thun Kund und bekennen hiermit, daß nachdem uns das   niedern Eneper Guth  durch  daß Los  zu fahren ... und wir auch ein Guth  Schüreichhofen haben ... Beide Güter folgender ... geteilt vereinbart und verglichen: ....
7)   der Niedern – Enpe mehr als zwei doppelte Erbbegräb  muß bleiben, so sollen ein doppelt Erbbegräb muß bei Eichhove gehören, ...
8)   die Kirchenstände so zu Beyden Güthern gehören bleiben bei den Gütern, wie sie gewesen. Demnächst da nun diese festgesetzt hat die wittib Anna  Sibilla vom Walde das Guth zu (Schür)Eichhove gewählt ...

Gemäss einer weiteren Unterlage im Kirchenarchiv sind diese jeweils 2 Sitze 1834 verkauft worden.

 

                        II. Kirchenstuhlliste  von 1785 der Halveraner Kirche 

 

Im folgenden nun die Kirchstuhlliste von  1785  (Namen der betreffenden Familien und deren Wohnsitze)  sowie die dazugehörende Grundrisszeichnung der neuen lutherischen Halveraner Kirche. Die Liste ist sehr sauber und akkurat geschrieben, so dass sie hier im Original gezeigt werden kann.

Zum Herunterladen jeweils auf die Bilder klicken:

 
Originalsitzplan der Kirchenstühle, JPG-Datei, 800 KB


 
Originalsitzplan der Kirchenstühle, JPG-Datei, 700 KB



Kirchenstuhlliste von 1785, JPG-Dateien im Zip-Archiv mit 37 Seiten, 24 MB


III.Schlussbemerkung

Diese Regelung der Kirchsitze hat sich lange gehalten. Siehe hierzu Urkunde von  1876:  


 
2 JPG-Datein im Zip-Archiv, 300 KB

 

Das  „Kirchliche Amtsblatt von 15.6.1876 „ , das im folgenden wiedergegeben wird, zeigt deutlich die rechtliche und soziale (wachsende Gemeinden, ein grosser  Teil der Kirchensitze in fester Hand) Problematik dieser Kirchenstühle Ende des 19. Jahrhunderts.

 
Kirchliches Amtsblatt, JPG-Datein im Zip-Archiv, 1,6 MB